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Meteoparapentevortrag

Für unser Sommerfest hatten wir den Entwickler von Meteo-Parapente, Nicolas Baldeck, eingeladen einen Vortrag zu halten. Das Sommerfest wurde wetterbedingt verschoben, und so disponierten wir um und organisierten den Vortrag kurzfristig als eigene Veranstaltung. Nicolas besuchte verschiedene Paragleiter-Vereine und -Schulen im Rahmen seiner Tour durch Europa. Der Veranstaltungsort war die Kantine des Flugrings Austria in Wiener Neustadt. Mit 15 Teilnehmern war die Mindest-Teilnehmerzahl von 10 übertroffen. Danke Stephan Wirgler für die Organisation des Veranstaltungsortes. 

Nicolas ist in Saint Hilaire aufgewachsen, einem Hotspot der Paragleiter-Szene der durch den Coupe Icare berühmt geworden ist. Nicolas ist Software-Spezialist und Paragleiter und begann aus Interesse, eine Software zu entwickeln die die speziellen Bedürfnisse des Paragleitens erfüllt. Aus dem Hobby wurde Beruf(ung). Und das ganze als ein-Mann-Unternehmen. 

Nach der Erklärung der prinzipiellen Vorgehensweise bei der Erstellung einer Wetterprognose wurden die verschiedenen Wettermodelle vorgestellt. Meteo-Parapente verwendet das Modell HREM mit 2,5km räumlicher Auflösung und umfasst den gesamten Alpenraum. 

Turbulenzen und Thermik spielen sich vorwiegend in einer bodennahen Grenzschicht (Planetary Boundary Layer) ab. Umgekehrt lassen Turbulenzen und Thermik die Grenzschicht anwachsen, drücken gleichsam den Deckel nach oben. Meteo-Parapente stellt  (neben vielen anderen Daten) die Entwicklung der Grenzschicht im Tagesverlauf dar. Wir erfuhren wie man das Flugwetter auf Grund dieser Darstellung beurteilen kann – was aber sicher noch einiger Übung bedarf. Kurz gefasst sieht es so aus: 

 

Gute Thermik auf der Hohen Wand

 

  • Anwachsen und Verkleinern der Grenzschicht im Tagesverlauf: Thermik (gelbe Balken, siehe Bild oben)
  • Konstante niedrige Grenzschicht: Turbulenz 
  • Plötzliches Einbrechen der Grenzschicht mit hoch reichender Bewölkung: Gewitter 

 Die Pfeile in den senkrechten Spalten zeigen die Windrichtung an und sind entsprechend der Windstärke eingefärbt, daneben die Windstärke in km/h. 

Gute Thermik auf der Hohen Wand

 

Eine weitere nützliche Information ist die Darstellung des berechneten Temperaturgradienten der ebenfalls sehr übersichtlich dargestellt wird. Die Linien gleicher Temperatur sind geneigt um der adiabatischen Abkühlung Rechnung zu tragen. Alles was sich nach rechts neigt ist stabil, alles alles was sich nach links neigt ist instabil. Zusätzlich ist die Temperaturkurve schwarz/grün/rot eingefärbt (siehe Bild). 

Etliche Kartendarstellungen wie z.B. die Grenzschicht-Dicke (in den beiden screenshots auf der rechten Seite) vervollständigen das Bild. Ein gleichmäßiges Erscheinungsbild lässt auf gut vorhersagbare Bedingungen schließen, bei kleinräumigen Strukturen ist Vorsicht geboten. 

Ursprünglich war Meteo-Parapente kostenlos, jetzt muss Nicolas davon leben. Die Gleitschirm-Gemeinde ist zu klein um genug Werbeeinnahmen zu lukrieren, darum bittet er um Unterstützung in der Größenordnung von einem Bier (€ 3,50) pro Monat. Bis zu drei Tage Vorhersage in einem ausgeklügelten 3-Tages-Rhythmus sind kostenlos, darüber nur für Unterstützer. Er bittet, das Abonnement über die Homepage abzuschließen und nicht über PlayStore/AppStore, weil diese 30% des Geldes einbehalten. Seine todo-Liste ist lang, entsprechend der finanziellen Möglichkeiten möchte er einen Programmierer anstellen und das Produkt wird weitere Funktionalität bekommen. 

Natürlich möchte Nicolas Nutzer und letztlich Unterstützer gewinnen, er sprach aber freimütig über Einschränkungen und Entwicklungspotentiale. Wir haben ihn als bescheidenen, ehrlichen und kompetenten Fachmann kennengelernt. Wir wünschen ihm viel Erfolg bei der Umsetzung seiner Vorhaben.  
Danke für den informativen Vortrag! 

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