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6Gerald Gold gewinnt die Crossalps 2013 27/28 Juli und feiert damit bisher seinen größten Erfolg in dieser noch jungen Sportart. Vielleicht ein wichtiger Schritt für eine zukünftige X-Alps Teilnahme. Wir gratulieren Gerald zu diesem tollen Erfolg. Hier sein Bericht …

 

Im Vorfeld zu meinem 4. Antreten beim Crossalps sagten alle Wetterberichte die bislang heißesten Tage des Jahres voraus. Temperaturen von bis zu 38°C waren zu erwarten. Daher habe mir gut überlegt wie man die Hitze am besten aushalten kann, da ich damit rechnete, wie üblich beim Crossalps, eine größere Strecke zu Fuß zurückzulegen.

Bis zum Start war ich mir nicht sicher welche Route ich wählen sollte. Als Variante 1 hatte ich mir eine Route Richtung Innsbruck überlegt. Diese Route hat meiner Meinung nach sehr großes Potential, beinhaltet aber auch ein sehr großes Risiko, dass man es nicht nach Hause schafft.

Der Blick in den Wetterbericht am Samstag in der Früh sagte aber Südföhn für den Sonntag voraus. Nun Südwind ist zwar für die Nordkette günstig, aber die 20 Knoten machten mir dann doch etwas Angst und ich wollte nicht riskieren bei 20 Knoten Wind einen 60-80km Flug machen zu müssen.

Aus diesem Grund entschied ich mich für die Variante 2. Einen Flug möglichst über Kössen, Lofer, Saalfelden hin zum Hochkönig. Diese Route hat ja 2010 auch schon Chrigel Maurer bei seinem Sieg gewählt.

Beim Start der 100 Teilnehmer riefen ein paar Leute laut „Hat jemand sein Vario verloren?“. Nicht mein Problem, dachte ich und machte mich, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, dass das mein Vario sein könnte auf den Weg den Berg hinauf. Oben an der Weggabelung zur Hochries angekommen, entschied ich mit vielen anderen weiter zum Startplatz Klausen zu gehen. Beim Anstieg machten sich die hohen Temperaturen bereits bemerkbar. Obwohl ich mir für den Weg zum Startplatz und den Flug bereits 2,5 Liter Flüssigkeit eingepackt hatte, war davon schon bald nur noch ein halber Liter übrig. So war der Zwischenstopp mit den anderen bei der Klausenhütte eine willkommene Möglichkeit noch etwas Flüssigkeit aufzunehmen. Mir war klar, dass ein früher Start keinen Sinn hatte, da die Thermik ohnehin schwach ausfallen würde und vor 12 wohl nicht mit gutem Steigen zu rechnen war. Als ich aber den 1. Schirm in der Luft sah ging ich auch noch die paar Meter zum Startplatz.

Am Startplatz selbst brauchte ich fast eine halbe Stunde um mich zwischen den beiden Möglichen Startvarianten (entweder sehr flach und wenig Wind oder 10 Meter und dann Klippe) zu entscheiden. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für die Klippe, da ich das Gefühl hatte, hier etwas weniger lang in voller Montur warten zu müssen.

Dann beim Vorbereiten zum Start der Schreck. Mein Vario war nicht da! Ich Depp! Da rufen sogar noch einige Leute beim Start und ich denke nicht mal dran, dass ich das sein könnte, obwohl ich 2 Minuten vor dem Start noch an meinen Sachen rumgebastelt hab. Was tun? Meinen Supporter Othmar anrufen? – Nein, der ist zwar top-fit, aber für den Anstieg würde er auch zumindest 1,5h benötigen. So viel Zeit wollte ich nicht verlieren. Also habe ich die Anzeigefelder am GPS verändert sodass, dieses auch das Steigen und Sinken anzeigt. Das ist zwar nicht sehr genau, aber wesentlich besser als nichts.

Ich machte mich also fertig, legte meinen Schirm aus und beim 1. Hauch von Aufwind versuchte ich rückwärts zu starten. Das war natürlich keine gute Idee und so hatte ich gleich mal einen Startabbruch. Martin Gruber machte es besser und startete vorwärts, etwas quer zur Windrichtung und hatte so mehr Anlauf. Diese Technik kopierte ich und kam so auch gut raus. Inzwischen hatten einige Piloten den Startplatz schon sehr hoch überhöht. Auch mir gelang es sofort Höhe zu machen und meinen Flug gleich zur Rossalm bzw. zum Geigelstein fortzusetzen. Dort Stand ein Super Bart der uns (ein paar andere Teilnehmer waren hier in meiner Nähe) auf über 3000m brachte. Jetzt wurde mir schon kühl, hoffentlich habe ich mir nicht zu wenig angezogen. Und was sehe ich da? Da fliegt doch tatsächlich einer ohne Beinsack, mit kurzer Hose und T-Shirt! Respekt! Ich wäre da landen gegangen. Mit der tollen Abflughöhe gings über Kössen zum Unterberghorn. Hier war ich mal wieder sehr glücklich darüber, dass ich derartige Walk&Fly Bewerbe nicht mit einem super-leichten Bergsteigerschirm bestreite, sondern mit meinem Pure einen Schirm fliege (und auch trage), der eben doch mehr Leistung hat. Also kam ich mit etwa 2000m am Unterberghorn an und hatte kein Problem den Bart über diesem gleich zu finden.

Weiter ging es dann für mich über das Fellhorn Richtung Lofer. Da es so Irre gut ging entschied ich mich nicht vorne über das Breithorn und die Leoganger Steinberge zu fliegen, sondern gleich den direkten Weg „hinten rum“ einzuschlagen. Die Überlegung war so vielleicht etwas Zeit auf vor mir gestartete Piloten aufzuholen. Es ist zwar beim Crossalps unerheblich wann man seinen Wendepunkt setzt, aber mir war klar, dass der Wendepunkt in der Luft liegen muss und man an diesem so guten Flugtag schon einen Teil der Strecke zurückfliegen muss. Da ist es dann eben doch nicht ganz egal wie schnell man fliegt, da ein zu langsames Fliegen vielleicht eine Landung in der Gegend Saalfelden bedeutet hätte, das wollte ich unbedingt vermeiden. Mein Ziel war es auf jeden Fall zumindest bis Lofer zurück zu kommen.

Der weitere Flug verlief einfach. Es ging so gut und hoch, dass ich immer wenn ich auf 3000 runter kam schon das Gefühl hatte ich bin sehr niedrig. Über dem Steinernen Meer sah ich eine Reihe von anderen Schirmen in der Luft und dachte dass seien alles Crossalps Teilnehmer. Wo werden die wohl alle ihren Wendepunkte gesetzt haben? Ganz klare Sache, am Hochkönig Höhe tanken und dann eben noch so weit Richtung Osten wie möglich, sodass man halt nicht groundet. Was könnte ich also machen? Einen kurzen Moment lang habe ich darüber Nachgedacht vom Hochkönig ins Gasteinertal zu fliegen. Ich denke im Nachhinein sogar, dass das geklappt hätte, aber die Angst von dort dann vielleicht irgendwo zwischen Zell am See und Saalfelden zu landen war zu groß. Daher entschloss ich mich also auch so weit wie möglich über die Mandlwände raus zu fliegen und dann zu wenden. Glücklicherweise stand genau zu dem Zeitpunkt als ich dort war eine Super Wolke über diesen und so konnte ich meinen Wendepunkt recht weit Richtung Bischofshofen hinaus setzen. Bei diesem Teil des Fluges half mir auch ein wenig meine Erfahrung vom normalen Wettbewerbsfliegen. Da kommt es auch öfter mal vor, dass eine Boje irgendwo draußen gesetzt ist und man einschätzen muss wie viel Höhe man benötigt um auch wieder sicher zurückzukommen. Genau das gelang mir an dieser Stelle sehr gut. Ich kam genau auf Grathöhe der Mandelwände wieder an und konnte sofort wieder Höhe machen. Von da an war der Flug nur noch ein Traum! Ab dem Hochkönig wurde es ganz ruhig und ich flog bis zum Kammerlinghorn gemeinsam mit Martin Gruber Es war so ruhig, dass wir bis auf wenige Meter nebeneinander flogen und beide vor Freude über den Super Flug juchitzen mussten.

Auf der Querung zur Reiteralpe überholte mich ein Atos, der mir auch noch den Bart über dieser markierte. Dieser letze Bart des Tages (es war schon fast 18:00), brachte mich noch einmal deutlich über 3000m und ich startete meinen Endanflug. Ich dachte zuerst es könnte sich mit Glück bis zum Weitsee schaffen, aber Dank etwas Rückendwind hatte ich dort immer noch 1500m und konnte daher über die Jochbergalm bis Reit im Winkl fliegen. Fast 25km Endanflug! Einfach genial!

Mehr als glücklich packte ich meinen Schirm und traf auf einen Parkplatz meinen Supporter Othmar, der einen langen Tag im Auto hinter sich hatte, weil er immer Angst hatte ich würde gleich landen, ist er bis Dienten mitgefahren.

Nach einigen Kilometern zu Fuss, die ich in den Ausläufern eines Gewitters zurückgelegt hatte genossen wir in meinem Bus ein ausgiebiges Abendessen (Chilli con Carne). Danach wanderte ich noch bis zum Wössner See, den wir um Mitternacht zu einem Bad nutzen. So ein Bad hatte ich auch noch nie während eines Walk&Fly Bewerbs. In Marquartstein übernachteten wir auf einem Parkplatz und gönnten uns ebenfalls noch nie da gewesene 4,5 Stunden Schlaf. Es hätte sogar noch mehr sein können, aber ich wollte möglichst viele Kilometer bei erträglichen Temperaturen hinter mich bringen.

Zum Frühstücken stellten wir unseren Tisch mitten in Grassau am Gehsteig vor der Bäckerei auf und genossen selbiges. Am Weg Richtung Bernau holte mich Martin Gruber ein. Der arme hat den Bart an der Reiteralpe nicht erwischt und musste daher 25km weiter gehen als ich. Irre welches Tempo der schon wieder gegangen sein muss.

Gemeinsam gingen wir dann bis ins Ziel. Wobei wir uns für die letzten Kilometer wirklich viel Zeit ließen und viele Pausen einlegten um die Hitze möglichst gut zu verkraften.

Die Glocke läuteten wir kurz nach 14:00 Uhr und hatten somit genug Zeit um uns noch im schönen neuen Naturbad Samerberg abzukühlen und zu regenerieren.

Bis zur Siegerehrung konnte ich nicht einschätzen was mein Flug letztendlich Wert war. Ich wusste zwar, dass ich irgendwo vorn mit dabei sein müsste, dachte aber dass ca. 10 Piloten etwa dort gewendet haben wo ich das tat. Um so größer war die Überraschung als ich tatsächlich als letzter aufgerufen wurde und die Crossalps 2013 damit gewinnen konnte.

Vielen Dank an meinen Supporter Othmar, der zwar diesmal vielleicht etwas weniger zu tun hatte als sonst, der aber trotzdem wie immer einen großen Anteil an diesem Erfolg hat, weil er mich immer wieder super motivieret, bekocht und ganz einfach immer da ist, wenn ich ihn brauche.

Ebenfalls bedanken möchte ich mich beim Crossalps Team die die Veranstaltung wie gewohnt super organisiert haben und diesmal sogar das Flugwetter richtig bestellt haben! Super Jungs!

Last but not least, ein Dank an Airdesign für den tollen Schirm, mit dem ich nun schon viele schöne Flüge erleben durfte und der mich noch nie in wirklich unangenehme Situationen gebracht hat.

Hier noch der Link zum Flug