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Bordairrace Garmisch 2022

Wir gratulieren dem Siegerteam Gerald Gold / René Lenz sehr herzlich zu diesem tollen Erfolg beim Bordairrace in Garmisch Partenkirchen!

Nachfolgend der ausführliche und interessante Bericht von Gerald:

 

Mal wieder ein Boardairrace an einem Ort wo es bisher noch keines gab, da sind wir natürlich dabei.

Natürlich habe ich mir im Vorfeld des Bewerbs die möglichen Routen und Wetterlagen angesehen. Obwohl von Garmisch Partenkirchen generell mehr Richtung Westen geflogen wird, erschien mir schon bevor ich die Wettersituation kannte die Richtung Ost als sympatischer, weil sie mir flugtechnisch mit Karwendel und Inntal als zu verlässiger erschien. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass ich das obere Inntal als Fluggebiet besser kenne.

Als die Wettervorhersage dann deutlichen Westwind in der Höhe gemeldet hat, war für mich die Entscheidung klar nach Osten zu fliegen. Erfreulicher Weise haben sich die Vorhersagen kurz vor dem Bewerb noch verbessert (bessere Thermik, spätere Regen und Gewitter).

Beim Start des Rennens stellte sich wieder einmal die Frage wohin man geht. Zwar war für mich wie erwähnt Ost klar, es gibt in Garmisch Partenkirchen aber 2 Startplätze (Wang und Osterfelder). Ich fand gedanklich nur Argumente gegen die beiden Startplätze (Osterfelder – Nordseite, geht die bei nicht so guter Thermik?; Wank, etwas isolierter Berg, wenn man nicht genug Höhe machen kann). Also habe ich nach dem Start eine Minute gewartet und mir angesehen wer wo hingeht. Nachdem etwa 60% zum Osterfelder liefen, bin ich dem Liga-Motto „Der Pulk hat immer Recht“ auch dort hin aufgebrochen.

Der Aufstieg war mit fast 1300 hm zwar hoch, aber dank Rene, der mitgegangen ist und mir etwas Gewand und Wasser abgenommen hat, ging es gut hinauf. So waren wir um ca. 10:30 am Startplatz. Als ich ankam waren schon einige in der Luft und zeigten den Startbart gut an. Es schien aber noch nicht so richtig gut zu gehen um über den Grat östlich der Zugspitze und in Folge über den Grat des Wettersteingebirges auf dessen Südseite zu kommen. Ich machte mich aber auch gleich fertig und um 11:30 war ich in der Luft. Auch Rene konnte danach zu einem netten Flug starten, da das Auto direkt beim offiziellen Landeplatz stand.

Ein paar Meter ging es zunächst gut hinauf, aber dann schon bald nicht mehr weiter, so flog ich mit ein paar anderen weiter zu den Bernadeinwänden. Das war aber auch nicht sehr erfolgreich, daher probierte ich es weiter und flog zum hohen Gaif, wo es endlich etwas hinauf ging. Den Grat Richtung Zugspitze fliegend konnte ich immer mehr Höhe gewinnen um letztendlich die Querung zum Wettersteingebirge zu versuchen. Durch das Gatterl ging das besser als erwartet und der thermische Anschluss dort war hervorragend. Ich konnte damit nun endlich (nach einer Stunde Flugzeit) meine geplante Flugroute Richtung Osten einschlagen. Das ganze Wettersteingebirge ging super gut, somit war die Querung über die Ahrnspitze und Scharnitz zur Brunnensteinspitze ganz einfach. Dort stand wohl der kräftigste Bart des Tages, der mich auf 3000 Meter brachte und den Blick über das Karwendel Gebirge eröffnete. In dieser Höhe war auch der vorhergesagte Westwind deutlich zu spüren und so ging es unbeschleunigt mit 60 km/h (über Grund) über der nördlichen Karwendelkette dahin. Zuverlässiges gutes Steigen überall. Der Steinfalk hat dann aber doch ausgelassen und so kam ich beim Sonnjoch deutlich tiefer an als es mir lieb war. Hier hatte ich eine klassische Baustelle. Mal 200m rauf dann wieder runter, mal weiter vor, wieder zurück,… alles ohne wirklichen Erfolg. Bis ich mich nach einiger Zeit Gebastle getraut habe weiter weg vom Hang zu fliegen, um den Bart des Tages zu finden, der mich bis 3300 hinauf gebracht hat. Somit war auch die Querung über den Achensee kein Problem. Vielleicht wäre es hier besser gewesen etwas weiter nördlich zu fliegen und nicht so wie ich es tat ganz raus ins Inntal. Die niedrigen Berge hier gingen thermisch nicht wirklich. Nur der stramme Talwind im Inntal kam teilweise die Ostflanken etwas hinauf und so konnte ich noch ein paar Meter raus holen und in Maria Stein landen.

Normalerweise ist Rene immer schon ein paar Minuten nach meiner Landung da. Diesmal war das aufgrund des langen Wegs und eines Staus von fast einer Stunde nicht so. Also musste ich so gut wie möglich alles verstauen. Mein kleiner Rucksack ist zwar perfekt was Tragekomfort betrifft, bietet aber gerade mal Platz für Schirm, Gurtzeugt und Retter. Wenn man gut gepackt hat, geht auch noch der Helm hinein. Für Gewand, Wasserbeutel und Kleinteile ist kaum Platz. Also stopfte ich alles so gut es ging ins Außennetz und ging mal Richtung Osten weiter. Ein paar Dinge musste ich aber in die Hand nehmen. Plan hatte ich zu diesem Zeitpunkt zwar nicht, aber bis Rene da war, könnte ich ja den Wendepunkt etwas weiter rausschieben. Nach rund einer Stunde gehen, war Rene dann da und ich konnte mein Gewand abgeben. Während ich weiterlief haben wir über die weiteren Möglichkeiten für den Rückweg beratschlagt. Ich kam auf die Idee oberhalb von Vomp zu starten, wo ich vor einigen Jahren mal einen Flug über das Karwendel gestartet habe. Da ich aber nicht sicher war ob, dieser Startplatz nicht bereits im Naturschutzgebiet liegt, bat ich Rene das zu klären. Der Rückweg zu Fuß durch das Vomper Loch oder am Achensee vorbei war aber zu lang. Daher gingen wir zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass zurück fliegen die einzige Möglichkeit ist. Somit war aber auch klar, dass ich den Wendepunkt noch weiter hinaus setzen könnte. Rene hat außerdem natürlich auch mal das Livetracking kontrolliert. Wir sahen, dass wir ziemlich gut platziert waren und ein Top 3 Platz möglich ist. Noch hatten aber einige nicht umgedreht und so war die Sache definitiv noch nicht klar. Vor allem Benedikt Dornauer ist bis Bludenz geflogen und war damit außer Reichweite. Wir wussten allerdings, dass es von dort alles andere als einfach wird zurück zu kommen. Also ging ich mal weiter um vielleicht mitzubekommen, wenn andere umdrehen. Aber das war diesmal nicht so und so entschied ich in Kufstein noch über die Brücke und zu gehen und die Fußgänger Zone zu durchlaufen. Diese verläuft genau in Ost-West Richtung und liegt damit optimal. Aufgrund der Uhrzeit und der Distanz von ca. 85km Luftlinie beschloss ich noch in Kufstein den Wendepunkt zu setzen und mich auf den Rückweg zu machen. Einige Minuten später rief mich Rene an um mir mitzuteilen, dass die Startmöglichkeit, oberhalb von Vomp wie befürchtet im Naturschutzgebiet liegt und damit dort Startverbot herrscht. Damit mussten wir nach anderen Möglichkeiten suchen. Rene sah sich diverse Startmöglichkeiten an, aber angesichts der Wettervorhersage hatten wir bei keiner davon das Gefühl, dass der Flug zurück bis zumindest nach Mittenwald klappen würde. So habe ich mal meine Navi App geöffnet und einfach mal als Ziel Garmisch Partenkirchen eingegeben. Die App fand einen Weg mit genau 100km. Bei einem 5 km/h Schnitt (den gehe ich erfahrungsgemäß über längere Zeit), blieben zu dem Zeitpunkt noch 1,5 Stunden Puffer. Rene hat den Weg am PC noch analysiert und optimiert. Angesicht der Tatsache, dass die Route über die Buchackeralm (Anstieg von 500 hm) führte, war der Puffer nicht mehr so groß. Dank Renes Multitasking Fähigkeiten gab es um 20:30 aber erst mal was zu Essen.

Nach dem Essen begann für mich irgendwie erst das „Rennen“. Jetzt wo wir einen Plan hatten, galt es nur noch diesen umzusetzen. Immer die Route und die Uhr im Blick ging es los Richtung Maria Stein, wo ich mich an diesem Tag zum letzten Mal mit Rene traf. Von dort aus musste ich zunächst etwas über 500 Höhenmeter über die Buchacker Alm. Der Weg hinauf war steil, ausgesetzt und in der Nacht nicht einfach zu finden. Oben angekommen war die Stunde Puffer, die ich zuvor noch hatte, aufgebraucht. Bergab konnte ich das Tempo wieder deutlich steigern und so zeigte mir meine Uhr in Pinegg eine erwartete Ankunftszeit von 16:40 an.

Die nächsten Stunden ging es über kleine Straßen und Schotterwege bis ich bei Steinberg am Rofan, dann wieder auf eine größere Straße kam. Da hatte ich dann auch ein Tief und wär fast beim Gehen eingeschlafen. Dank einem Joghurt und etwas Schokolade ging es aber bald wieder besser und die Zeit verlief ganz gut.

Normalerweise mache ich beim Bordairrace alle 1-2 Stunden eine Pause von bis zu 10 Minuten. Das war diesmal nicht möglich. Die kurzen Treffen mit Rene, beschränkten sich auf das Austauschen der Trinkflaschen und der Übergabe von etwas zu Essen. Wie gern hätte ich mich mal für ein paar Minuten hingesetzt. Aber die Uhr gab ganz klar vor, dass das nicht drin war. Die erwartete Ankunftszeit pendelte immer zwischen 16:30 im besten Fall und 16:50 im schlechtesten.

Meine Gehstrecke verlief über Achenkirch, Achenwald und vorbei am Sylvensteinspeicher. Danach ging es über die Mautstraße zwischen Vorderriß und Wallgau. Dieses Teilstück ist wirklich wunderschön.

Kurz vor Garmisch-Partenkirchen kam ich dann in ein Gewitter. Die Hagelkörner flogen nur so vom Himmel und ich schaffte es nicht meinen Regenschutz über den Rucksack zu bekommen. Dieser war zwar Dank eigenem Regenschutz gut geschützt, aber ich war schnell komplett durchnässt. Zeit zum Unterstellen blieb aber nicht, so kurz vor dem Ziel und eine Ankunfszeit von 16:49 auf der Uhr gab es keine Alternative zum Durchbeißen. Glücklicherweise hörte der Regen bald wieder auf und ich dachte schon das war es. Dem war aber nicht so. 4km vor dem Ziel kam der nächste Regenschauer. Diesmal zwar ohne Hagel, dafür mit Blitz, Donner und starken Böen (natürlich genau von vorn). Ich fand zwar jemanden, der mir half den Regenschutz über den Rucksack zu ziehen, aber der starke Wind und die Nässe ließen mich trotzdem sehr stark auskühlen. Zitternd ging ich also die letzten km dem Ziel entgegen, komplett durchnässt aber motiviert mir das jetzt zu holen. Die letzten beiden Kilometer begleitete mich René dann und das war wirklich erfreulich. Aufgrund meiner nassen Füße war jeder Schritt unangenehm und so kam noch keine Vorfreude auf. Erst auf den letzten Metern als uns der rasende Reporter vom Bordairrace entgegen kam und begann ein kleines Interview mit mir zu führen besserte sich meine Laune.

Richtig glücklich war ich aber erst im Ziel als ich gemeinsam mit René die Glocke läuten durfte und damit realisierte das Bordairrace 2022 in Garmisch Partenkirchen gewonnen zu haben. Ankunftszeit: 16:51 – 9 Minuten vor Ablauf der Zeit und das nach 95km gehen am Stück.

Es war richtig hart, aber dank Motiviation, super Material und dem besten Supporter den man sich vorstellen kann machbar.

Danke an das Team von UP für die tolle Organisation und natürlich an meinen Supporter René, den ich dieses mal wohl einige Male in der Nacht aufgeweckt habe.